Prora ist ein heutiger Ortsteil der Gemeinde Binz und liegt im Osten der Insel Rügen. Der Koloss von Prora bezeichnet das zur Zeit des Nationalsozialismus an diesem Ort geplante Erholungsheim für das Volk. Die Architektur des monumentalen Bauwerkes spiegelt den damaligen Größenwahn wider. Der Koloss von Prora ist 4,5 Kilometer lang und an die 20.000 Menschen sollten sich dort gemeinsam erholen können.
Wie entstand der Koloss von Prora?
Der Koloss von Prora entstand zur Zeit des Nationalsozialismus. Hitler selbst hatte die Idee dazu. Er wollte eines der größten Ostseebäder der deutschen Geschichte errichten. Ziel der Anlage war es, dem deutschen Arbeiter einen günstigen Erholungsurlaub zu ermöglichen. Der Koloss von Prora ist eines der größten baulichen NS-Hinterlassenschaften und wird auch als „Nazi-Ruine“ oder als „Seebad der 20.000“ bezeichnet.
Bauzeit des Kolosses von Prora und architektonische Besonderheiten
Der Grundstein für den Bau der riesigen Anlage wurde am 02. Mai 1936 durch die NS-Organisation KDF (Kraft durch Freude) gelegt. Entworfen wurde die Anlage vom Architekten Clemens Klotz. Ursprünglich waren neun Häuserblocks geplant, von denen jedoch nur acht fertiggestellt wurden. Jeder Block ist acht Meter lang und verfügt über sechs Stockwerke. Insgesamt sollten am Ende 10.000 Zimmer fertiggestellt werden. Aufgrund der langgezogenen Bauweise hatte jedes Zimmer direkten Blick auf die Ostsee. Als Kosten für das Projekt wurden 237 Millionen Reichsmark veranschlagt, das entspricht heute etwa 850 Millionen Euro.
Der Koloss vom Prora während dem zweiten Weltkrieg und zu DDR-Zeiten
Zu einer Nutzung als Ferienanlage kam es nie. Die Nationalsozialisten stoppten den Bau zu Kriegsbeginn. Zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 1939, stand lediglich der Rohbau. Die Schwimmbäder, die große Festhalle sowie die meisten Wirtschaftsgebäude waren noch nicht gebaut. Während dem Krieg wurde Prora als Ausbildungsstätte für Luftwaffenhelferinnen genutzt. Auch ein Polizeibataillon wurde auf dem Gelände ausgebildet. Im Jahr 1943 kam es dann zu einem Ausbau des südlichen Blocks, um Wohnquartiere für ausgebombte Hamburger Familien zu schaffen. Ab 1944 wurde der heutige Koloss von Prora schließlich als Lazarett für Verwundete und als Ersatzquartier für Flüchtlinge aus den früheren Ostgebieten genutzt. Mit dem Einmarsch der russischen Armee wurden im Jahr 1945 große Teile des Nordflügels gesprengt und schwer beschädigt. Danach waren rund 2,5 Kilometer des Gebäudes noch nutzbar, die restlichen 2 Kilometer glichen einer Ruine.
Nach Kriegende wurde der Koloss von Prora durch die DDR genutzt. Bis zu 10.000 Soldaten der NVA (Nationalen Volksarmee) waren zeitweise dort stationiert. Das Areal wurde damit zum Sperrgebiet und war lange Zeit für die Öffentlichkeit unzugänglich. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands übernahm die Bundeswehr die Anlage. Diese stellte aber bereits 1992 die Nutzung ein. Seit 1993 ist Prora wieder zugänglich für die Öffentlichkeit und wird 1994 unter Denkmalschutz gestellt.
Was befindet sich heute auf dem Gelände von Prora?
- Galileo Wissenswelt - Interaktives Museum
- Naturrerbe-Zentrum mit Baumwipfelpfad
- Längste Jugendherberge der Welt und ein internationaler Jugendzeltplatz
Schließlich wurden auch einige Gebäudeteile an Investoren verkauft, welche diese zu luxuriösen Wohnraum umgestalteten. Aus dem ersten und zweiten Block gingen auf diese Weise etliche Eigentums- und Ferienwohnungen sowie ein Hotel hervor.Wie Sie sehen, ist ein Besuch von Prora äußerst vielfältig und gehört zu einer Rügen Rundreise unbedingt dazu. Lassen Sie sich vom beeindruckenden Koloss von Prora und dem wunderschönen Blick auf die Ostsee faszinieren.
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